Es ist „nur“ Kreisliga und dennoch ein denkwürdiges Spiel der Herren

von Christian Stade

Der WTV kam zuversichtlich mit vollbesetzter Bank und einer Handvoll Zuschauer in die Homberger Halle. Wir wollten als Tabellenführer die Heimreise antreten.

Das Spiel begann und eh die Weseler die Augen aufmachten stand es nach fünf Minuten19:3 für den Gegner. Die mitgebrachten Tröten und Sirenen der Zuschauer glichen einer Kakophonie, teils verzweifelte Töne entfleuchten den Trichtern. Die Duisburger trafen einfach alles und zum Ende des ersten Viertels lagen wir mit 31:11 hinten. Das zweite Viertel sollte, konnte und musste Besserung bringen. Die Tröten wurden allerdings leiser, die Köpfe der Spieler sanken und die Augen fingen an den Hallenboden zu inspizieren. In Spielminute 17 zeigte die gnadenlose Anzeigetafel einen Spielstand von 45:18 für die Heimmannschaft an. Die Duisburger erzielten ihren siebten Dreipunkte-Wurf. Wir hingegen verwarfen unsere nächsten beiden Freiwürfe. Ein Debakel bahnte sich an.

Der Gegner fing auf einmal an mit den Schiedsrichtern über diskutable, nicht spielentscheidende „Pfiffe“ wahrhaftig zu diskutieren, als wären wir in einem Debatierklub im Kreistag. Die souveränen Schiedsrichter machten mehrfach drauf Aufmerksam, dass sie kein weiteres „Meckern“ akzeptieren und entsprechend technische Fouls verteilen würden. Die Weseler holten gegen Ende der Halbzeit noch ein paar Pünktchen auf. 45:27 lautete der Halbzeitstand. Die Zuschauer und die Mannschaft aus Wesel sahen etwas in der Halle herumschwirren, sie guckten sich an, nickten sich zu. Ja, da schwirrte der Funken, ein Funken Hoffnung. Eigentlich kann in der Kreisliga keiner eine solche Trefferquote wie im ersten Viertel in einem ganzen Spiel halten, waren die Gedanken. Positive Körpersprache wurde spürbar sichtbar. Der Blick ging nicht mehr zum Hallenboden, sondern richtete sich nach vorne. Sollte das schier Unmögliche wahr werden?

Das dritte Viertel wurde angepfiffen. Mittlerweile schauten acht WTVler den Twitsch-Livestream der Zuschauer im Internet an. Ungläubige Kommentare hinsichtlich der drohenden Niederlage wurden gepostet. Es folgten die Minuten 22 und 23. Gegnerische Spieler hatten wohl die Ansage der Schiedsrichter in der Halbzeitpause vergessen. Ein literarisches Duett folgte auf dem Spielfeld, mit der Konsequenz, dass ein dribbelstarker, dreipunktewerfender Duisburger die Halle verlassen musste. Auch ein weiterer Spieler des Heimteams war des Schweigens nicht fähig, so dass wir diesmal erneut sichere Freiwürfe verwandelten und mit Ballbesitz das Spiel fortführen konnten. War da wirklich doch noch etwas möglich? Die Zuschauer hatten entsprechende Fragezeichen und Ausrufezeichen über den Köpfen. Ja!!! In der Defense wurde plötzlich aggressiv zugepackt und die Duisburger wurden zu einfachen Fehlern schon im Aufbau gezwungen. Einige Steals konnten verzeichnet werden und ein Spieler, nennen wir ihn „Luis “ nein, er heißt wirklich „Luis“ trumpfte mit einem lockeren Händchen auf. Seine  kurzen Floater verwandelte er im dritten Viertel gefühlt reihenweise. Die geschlossene Mannschaftsleitung steigerte sich von Sekunde zu Sekunde. Die Tröten der Zuschauer spielten mittlerweile siegeshungrige, bisweilen auch sehr laute Anfeuerungstöne. In Minute 27 war es dann soweit, ein Dreier bescherte uns den Ausgleich und in  Minute 28 zeigte uns die anlachende Anzeigetafel eine Führung von 59:51. Der ausgelassene Jubel auf der Tribüne der Halle kannte nahezu keine Grenzen mehr. Die ersten Stimmen krächzten im Freudentaumel und wurden heiser. Wir gewannen das dritte Viertel mit 37:11, so dass die Anzeigetafel den Gesamtspielstand von 64:56 für den WTV angezeigte!

Mit unbändigen Siegeswillen sahen sich Weseler Spieler und Zuschauer an. Wir haben das „Ding“ gedreht. Aber, so ist es nun mal im Basketball, es gibt auch ein letztes viertes Viertel. Die Marschroute lautete, weiterhin die nötige Aggressivität darbieten, Rebounds holen und die Spielzüge ruhig zu Ende bringen. Bis zur 35. Minute passierte nicht viel. Hier ein Korb, da ein Korb. Doch dann sah der geschulte Zuschauer bei den Weselanern ein wenig den „Stift hinten rausgucken“. Was nichts andere bedeutet als einfache Ballverluste, Schrittfehler und Sonstiges zu produzieren. Duisburg erzielte zehn Punkte in Folge und die Führung schmolz bis auf zwei Punkte in der 38. Minute ab. Das darf doch nicht wahr sein, nur etwas Konzentration in den letzten beiden Minuten war von Nöten. Für die Spieler und Zuschauer liefen Sequenzen quasi in Zeitlupe ab, sollten wir den vermeintlich sicher geglaubten Sieg doch noch wieder hergeben? Am Ende brachten einfache Punkte und sichere Freiwürfe die Erlösung. Die letzten 24 Sekunden spielten wir souverän zu Ende und die Erleichterung, pure Freude war bei allen WTVlern sichtlich zu spüren. Es wurde sich vom fairen Gegner verabschiedet und der Siegestaumel nahm seinen Lauf. Glücksgeschwängerte Spieler und ebenso glückliche, wie heisere Zuschauer lagen sich in den Armen. 83:80 lautet der Endstand.

Es ist „nur“ Kreisliga, doch was Menschen an so einem Abend verbindet, schafft nur der Mannschaftssport! In der Herrenmannschaft des Weseler TV spielen Jugendliche ab 16 Jahren mit gestandenen Männern um die 50 zusammen. Verlieren Spiele und gewinnen Spiele gemeinsam. Gerade ein solcher Abend ist es die Sache wert. Das Runde muss ins Runde. So ist es halt im Basketball. Und am Ende kackt die Ente, würde Frank Buschmann jetzt sagen. So endete ein denkwürdiger Abend mit ein paar Kaltgetränken.

Für den WTV spielten: Rein, Hauer (3), Pasternak (7), Overkamp (7), Kremer (20), John (7), Hüllecremer, Steinhoff (7), Efthimiou (14), Poloczek (10) und Prazeus (8)

P.S. Für die Livestream Zuschauer an ihren Handys in Wesel endete die Übertragung leider 2 Minuten vor Schluß, da der Akku des übertragenden Handys sich entleert hatte. Auch er hat alles gegeben. Es kann halt nicht alles klappen. :-)

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Es ist „nur“ Kreisliga und dennoch ein denkwürdiges Spiel der Herren

von Christian Stade

Der WTV kam zuversichtlich mit vollbesetzter Bank und einer Handvoll Zuschauer in die Homberger Halle. Wir wollten als Tabellenführer die Heimreise antreten.

Das Spiel begann und eh die Weseler die Augen aufmachten stand es nach fünf Minuten19:3 für den Gegner. Die mitgebrachten Tröten und Sirenen der Zuschauer glichen einer Kakophonie, teils verzweifelte Töne entfleuchten den Trichtern. Die Duisburger trafen einfach alles und zum Ende des ersten Viertels lagen wir mit 31:11 hinten. Das zweite Viertel sollte, konnte und musste Besserung bringen. Die Tröten wurden allerdings leiser, die Köpfe der Spieler sanken und die Augen fingen an den Hallenboden zu inspizieren. In Spielminute 17 zeigte die gnadenlose Anzeigetafel einen Spielstand von 45:18 für die Heimmannschaft an. Die Duisburger erzielten ihren siebten Dreipunkte-Wurf. Wir hingegen verwarfen unsere nächsten beiden Freiwürfe. Ein Debakel bahnte sich an.

Der Gegner fing auf einmal an mit den Schiedsrichtern über diskutable, nicht spielentscheidende „Pfiffe“ wahrhaftig zu diskutieren, als wären wir in einem Debatierklub im Kreistag. Die souveränen Schiedsrichter machten mehrfach drauf Aufmerksam, dass sie kein weiteres „Meckern“ akzeptieren und entsprechend technische Fouls verteilen würden. Die Weseler holten gegen Ende der Halbzeit noch ein paar Pünktchen auf. 45:27 lautete der Halbzeitstand. Die Zuschauer und die Mannschaft aus Wesel sahen etwas in der Halle herumschwirren, sie guckten sich an, nickten sich zu. Ja, da schwirrte der Funken, ein Funken Hoffnung. Eigentlich kann in der Kreisliga keiner eine solche Trefferquote wie im ersten Viertel in einem ganzen Spiel halten, waren die Gedanken. Positive Körpersprache wurde spürbar sichtbar. Der Blick ging nicht mehr zum Hallenboden, sondern richtete sich nach vorne. Sollte das schier Unmögliche wahr werden?

Das dritte Viertel wurde angepfiffen. Mittlerweile schauten acht WTVler den Twitsch-Livestream der Zuschauer im Internet an. Ungläubige Kommentare hinsichtlich der drohenden Niederlage wurden gepostet. Es folgten die Minuten 22 und 23. Gegnerische Spieler hatten wohl die Ansage der Schiedsrichter in der Halbzeitpause vergessen. Ein literarisches Duett folgte auf dem Spielfeld, mit der Konsequenz, dass ein dribbelstarker, dreipunktewerfender Duisburger die Halle verlassen musste. Auch ein weiterer Spieler des Heimteams war des Schweigens nicht fähig, so dass wir diesmal erneut sichere Freiwürfe verwandelten und mit Ballbesitz das Spiel fortführen konnten. War da wirklich doch noch etwas möglich? Die Zuschauer hatten entsprechende Fragezeichen und Ausrufezeichen über den Köpfen. Ja!!! In der Defense wurde plötzlich aggressiv zugepackt und die Duisburger wurden zu einfachen Fehlern schon im Aufbau gezwungen. Einige Steals konnten verzeichnet werden und ein Spieler, nennen wir ihn „Luis “ nein, er heißt wirklich „Luis“ trumpfte mit einem lockeren Händchen auf. Seine  kurzen Floater verwandelte er im dritten Viertel gefühlt reihenweise. Die geschlossene Mannschaftsleitung steigerte sich von Sekunde zu Sekunde. Die Tröten der Zuschauer spielten mittlerweile siegeshungrige, bisweilen auch sehr laute Anfeuerungstöne. In Minute 27 war es dann soweit, ein Dreier bescherte uns den Ausgleich und in  Minute 28 zeigte uns die anlachende Anzeigetafel eine Führung von 59:51. Der ausgelassene Jubel auf der Tribüne der Halle kannte nahezu keine Grenzen mehr. Die ersten Stimmen krächzten im Freudentaumel und wurden heiser. Wir gewannen das dritte Viertel mit 37:11, so dass die Anzeigetafel den Gesamtspielstand von 64:56 für den WTV angezeigte!

Mit unbändigen Siegeswillen sahen sich Weseler Spieler und Zuschauer an. Wir haben das „Ding“ gedreht. Aber, so ist es nun mal im Basketball, es gibt auch ein letztes viertes Viertel. Die Marschroute lautete, weiterhin die nötige Aggressivität darbieten, Rebounds holen und die Spielzüge ruhig zu Ende bringen. Bis zur 35. Minute passierte nicht viel. Hier ein Korb, da ein Korb. Doch dann sah der geschulte Zuschauer bei den Weselanern ein wenig den „Stift hinten rausgucken“. Was nichts andere bedeutet als einfache Ballverluste, Schrittfehler und Sonstiges zu produzieren. Duisburg erzielte zehn Punkte in Folge und die Führung schmolz bis auf zwei Punkte in der 38. Minute ab. Das darf doch nicht wahr sein, nur etwas Konzentration in den letzten beiden Minuten war von Nöten. Für die Spieler und Zuschauer liefen Sequenzen quasi in Zeitlupe ab, sollten wir den vermeintlich sicher geglaubten Sieg doch noch wieder hergeben? Am Ende brachten einfache Punkte und sichere Freiwürfe die Erlösung. Die letzten 24 Sekunden spielten wir souverän zu Ende und die Erleichterung, pure Freude war bei allen WTVlern sichtlich zu spüren. Es wurde sich vom fairen Gegner verabschiedet und der Siegestaumel nahm seinen Lauf. Glücksgeschwängerte Spieler und ebenso glückliche, wie heisere Zuschauer lagen sich in den Armen. 83:80 lautet der Endstand.

Es ist „nur“ Kreisliga, doch was Menschen an so einem Abend verbindet, schafft nur der Mannschaftssport! In der Herrenmannschaft des Weseler TV spielen Jugendliche ab 16 Jahren mit gestandenen Männern um die 50 zusammen. Verlieren Spiele und gewinnen Spiele gemeinsam. Gerade ein solcher Abend ist es die Sache wert. Das Runde muss ins Runde. So ist es halt im Basketball. Und am Ende kackt die Ente, würde Frank Buschmann jetzt sagen. So endete ein denkwürdiger Abend mit ein paar Kaltgetränken.

Für den WTV spielten: Rein, Hauer (3), Pasternak (7), Overkamp (7), Kremer (20), John (7), Hüllecremer, Steinhoff (7), Efthimiou (14), Poloczek (10) und Prazeus (8)

P.S. Für die Livestream Zuschauer an ihren Handys in Wesel endete die Übertragung leider 2 Minuten vor Schluß, da der Akku des übertragenden Handys sich entleert hatte. Auch er hat alles gegeben. Es kann halt nicht alles klappen. :-)

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