Herren siegen beim Abschiedsspiel von Thomas Döring
von Christian Stade
Jede Mannschaft der Basketballabteilung des Weseler TV hat ein kleines Mäppchen mit den Spielerpässen. Bei der 1. Herren befindet sich ein Pass mit einem schwarzweiß Portrait. Man könnte meinen, dieses ist aus nostalgischen Anlass eines Fotoliebhabers eingefügt worden. In Wirklichkeit stammt dieses Foto wahrhaftig aus einer Zeit in der auf diese Art und Weise Passbilder produziert wurden. Ein schlanker, junger mit Mann mit dem damals modernen Schnäuzer ist dort abgebildet. Thomas Döring hat auf diesem Dokument seine Unterschrift hinterlassen. Dies war im Jahre 1987. Nun hat er sich mit zarten 58 Jahren entschlossen sein letztes offizielles Basketballspiel zu bestreiten.
Der Mann mit der Nummer 12, nicht der größte aber immer bereit einen Dreier oder aus der Mitteldistanz Punkte mit Brett für seinen WTV zu erzielen. Dafür könnte man ihn Nachts wecken. Manch einer hat ihn auf dem Feld auch etwas cholerisch erlebt, wenn es nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hat. Legendär bleibt, dass sein Temperament uns eine knappe Führung kurz vor Ende eines Bezirksligaspieles innerhalb weniger Sekunden zunichte machte und eine Niederlage einläutete. Es gäbe noch zahlreiche Anekdoten niederzuschreiben aber dafür reicht die Speicherkapazität des Internets wohl nicht. Ihm ging es aber immer darum das Spiel zu gewinnen, zu kämpfen, zu „arbeiten“. Die Oberliga war seine höchste Spielklasse mit dem WTV, heute geht es darum wieder den Weg in die Bezirksliga zu ebnen.
Und so hieß es auch vor dem Spiel in der Ansprache, es geht nicht darum, ob Thomas den entscheidenen Punkt erzielt, es geht um den Aufstieg der Mannschaft. Mit voller Konzentration ging es aufs Spielfeld und allen Weselern war der Siegeswille anzumerken. Dem Gegner wurde von der ersten Minute gezeigt, wer die Halle als Sieger verlassen wird. In der 5. Minute war es dann soweit. Thomas Döring machte das, was er am besten kann, dem Gegner einen Dreier rein zuschmeißen. Der Jubel war entsprechend groß. Nach dem ersten Viertel stand es 26:7 für den WTV und das Spiel verlief dementsprechend. Man konnte bei allen Spielern die Spielfreude an dem heutigen Tage sehen und so lief das Spiel ganz von alleine. Es kam zu vielen sehenswerten Abschlüsse - egal ob von der Dreierlinie, im Fast-Break oder mit krachenden Dunks. Alles war vorhanden. Alle Spielviertel wurden deutlich gewonnen, so dass der Endstand 103:32 lautete. Doch bevor die Schlusssirene ertönte wurde es dann doch emotional. Der konditionell angeschlagene, liebevoll genannte Methusalem Döring wurde ein letztes mal ausgewechselt. Sowohl Mitspieler, Gegner und Schiedsrichter sowie seine Familie erhoben sich von den Sitzbänken und spendeten reichlich Applaus. Und so geriet das bereits entschiedene Spiel doch etwas zur Nebensache. Wenn mich mein Blick nicht geirrt hat, war bei dem ein oder anderen auch ein Tränchen im Augenwinkel zu sehen. Eine Ära im WTV geht nach 36 Jahren zu Ende. Anders kann man es nicht formulieren.
Was bleibt sind zahlreiche Siege und Niederlagen, erinnerungswürdige Saisonabschlusspartys in Thomas Garten zur Freude seiner Frau Anne. Geselligen Abende nach dem Training, wo über Spiele und Szenen philosophiert wurde.
Wie es sich gehört unterschrieben am heutigen Spieltag sein jetziges Team ein altes Trikot und zogen dies ehrenhalber und mit etwas Wehmut bereits vor dem Spiel unter die Hallendecke.
Er steht dem WTV zum Glück immer noch als Abteilungsleiter zur Verfügung und im Training will er sich auch noch mal blicken lassen. Viel wichtiger ist aber, dass er als Mensch absolut zuverlässig, als Spieler und Trainer siegeshungrig war und für viele ein Freund geworden ist. Danke für die Zeit auf und neben dem Spielfeld.
Für den WTV spielten: Döring (7), Kremer (10), Egerlandt (5), Kalaitzidis (10), Döring (12), John (6), Hüllecremer (2), Overkamp (14), Stade (14), Efthimiou (8) Poloczek (9), Prazeus (6)